07.03.2025

Weltfrauentag am 8. März

Eine Interview mit Norwegens bekanntester Feministin Marta Breen

Foto: Åsmund Holien Mo

Man könnte denken, dass Frauen bereits viel für ihre Rechte und Gleichstellung erreicht haben – aber wo stehen sie heute, und wo siehst du den größten Handlungsbedarf?
Leider entwickeln sich die Frauenrechte weltweit derzeit wieder zurück, wie das ja oft in unruhigen Zeiten geschieht. Wenn Krieg herrscht und die Situation angespannt ist, gerät die Gleichstellungsarbeit ins Stocken. Und aktuell haben wir viele äußerst konservative bis reaktionäre Führungspersönlichkeiten auf der Welt, die Rechte von Frauen und Minderheiten einschränken. Jetzt geht es darum, unsere liberale Lebensweise und unsere Werte zu verteidigen.

Was hat dich zur Feministin gemacht?
Ich habe mich immer dafür eingesetzt, dass das Geschlecht die Freiheit oder die Möglichkeiten eines Menschen nicht einschränken sollte. Und jedes Mal, wenn ich erlebt habe, dass dies dennoch geschieht, ist mein Engagement gewachsen. Je mehr ich über mutige Frauen in der Geschichte lese, die für alle Frauen gekämpft haben, desto mehr verspüre ich den Wunsch, ihren Kampf fortzusetzen.

Wie können wir alle zu einer frauenfreundlicheren Welt beitragen?
Eine Möglichkeit wäre, für weibliche Politikerinnen zu stimmen. Historisch gesehen waren es nämlich oft Frauen, die politische Lösungen vorangebracht haben, die Frauen und Kindern in der Gesellschaft zugutekommen. Zudem ist es wichtig, sich der eigenen Vorurteile bewusst zu sein. Tatsächlich neigen sowohl Frauen als auch Männer dazu, Frauen strenger zu beurteilen. Es braucht weniger, um eine Frau in der Öffentlichkeit unsympathisch zu finden als einen Mann. Ihr Handlungsspielraum ist enger. Viele dieser Vorstellungen sind tief in uns verankert. Wenn du also instinktiv etwas Negatives über eine andere Frau denkst, halte kurz inne – vielleicht liegt es daran, dass du unbewusst andere Erwartungen an sie hast?

Marta Breens neues Buch, übersetzt von Evelyn Dahlsrud, erscheint am 3. Mai 2025 bei btb

Wie bist du auf die Idee gekommen, feministische Zitate in einem Buch zu sammeln?
Mich inspirieren kluge Frauen, die die Kunst der prägnanten Formulierung beherrschen. Wenn ich mich mutlos fühle, hilft es mir, auf diejenigen zu hören, die vor uns gekämpft haben – besonders wenn sie dabei auch Humor und Lebensfreude zeigen. Solche Zitate kann man in Reden, Gesprächen oder einfach für sich selbst nutzen, wenn man vor dem Spiegel steht.

Deine drei Lieblingszitate aus dem Buch?
„Wenn du deiner Zeit nicht voraus bist, wird sie niemals kommen.“
Berit Ås, Professorin

„Eine andere Welt ist nicht nur möglich – sie wird kommen. An stillen Tagen kann ich ihren Atem hören.“
Arundhati Roy, Schriftstellerin

„Gesegnet sei der Mann, der, wenn er nichts zu sagen hat, darauf verzichtet, dies mit Worten zu bestätigen.“
George Eliot, Schriftstellerin